SpaceResources.lu, der Griff nach den Sternen

SpaceResources.lu, der Griff nach den Sternen: Die Rolle Luxemburgs bei der wirtschaftlichen Nutzung des Weltalls. Ein Vortrag von Georges Schmit, Mitglied des Aufsichtsrates von SpaceResources.lu


23.03.2017

Die Rolle Luxemburgs bei der wirtschaftlichen Nutzung des Weltalls


Die Initiative SpaceResources.lu ist das Ergebnis sowohl der Einschätzung von fundamentalen, technologischen Tendenzen als auch der Marktentwicklung im Bereich der Weltraumerschliessung, betonte Georges Schmit, Mitglied des Aufsichtsrates von SpaceResources.lu während eines Referates nach der diesjährigen Jahreshauptversammlung des Arbeitskreis Wirtschaft Luxemburg im Légère Hotel in Munsbach.

Die luxemburgische Regierung hatte am 3. Februar 2016 eine Reihe von Massnahmen bekannt gegeben, die unser Land als ein europäisches Zentrum für die Erkundung und Nutzung der Weltraumressourcen positionieren. Zu den wichtigsten Schritten gehört ein Gesetz- und Regulierungsrahmen, welcher Klarheit über die Besitzverhältnisse der Mineralien gibt, die im Weltraum auf erdnahen Objekten, wie Asteroiden, gewonnen werden. Luxemburg sei somit das erste europäische Land, das seine Absicht zur Festlegung eines solchen Rahmens bekannt gab, der die Rechte auf Ressourcen absichert, die von privaten Unternehmen im All abgebaut werden, erklärte Georges Schmit. Die Gesetzesvorlage soll in den kommenden Wochen vom Parlament verabschiedet werden. Die Initiative SpaceResource.lu fördere eine völlig neue Weltraumindustrie. Es sei das Ziel das Wirtschaftswachstum auf der Erde anzuspornen und neue Horizonte bei der Erkundung des Weltraums zu eröffnen.

In seinen Ausführungen erinnerte der Experte an die Pionierleistungen Luxemburgs in zahlreichen Sektoren. So sah sich Luxemburg Anfang der 80er Jahre einer heftigen Druckkampagne einiger europäischen Regierungen ausgesetzt, als das Land das Projekt der Nutzung eines Telekommunikationssatelliten mittlerer Stärke zur Übertragung von Fernsehprogrammen in Europa bekannt gab. Coca-Cola-Satellit oder trojanisches Pferd der US-Industrieinteressen waren die Schimpfwörter gegenüber dem luxemburgischen Projekt. Luxemburg hielt dem Druck stand und zog das Projekt durch, welches das Ende der unwirtschaftlichen, mit öffentlichen Mittel finanzierten BSS Satellitentechnologie sowie deren Nutzung für die Fernsehprogrammübertragung bedeutete. Die SES ist heute ein globales Unternehmen, das etwa 65 Satelliten sowohl in der GEO-stationären Erdumlaufbahn als auch im sog. Medium Earth Orbit betreibt. Der SES-Umsatz, so Georges Schmit, erreichte 2016 über zwei Mrd. Euro.

Vielleicht seien diese historischen Vorgänge nur zufällige Momente in der Entstehungsgeschichte der kommerziellen Nutzung von Weltallressourcen, welche von Luxemburg ausgingen, fuhr er fort. Mit SpaceResources.lu wolle Luxemburg sich an der friedlichen Erkundung sowie der nachhaltigen Nutzung von Weltraumressourcen zum Wohl der Menschheit beteiligen. Die Strategie bestehe darin, so der Redner, Unternehmen und Investoren juristische, regulatorische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu bieten, damit privates Unternehmertum und Kapital in diese Erkundung und Nutzung von Ressourcen im Weltall fliessen.
Den Standort Luxemburg zur Nutzung des Weltraums auszubauen, geschehe ebenfalls durch die Förderung von Forschungs- und Entwicklungsvorhaben sowohl im Hochschulbereich als auch in der Privatwirtschaft. Zur Unterstützung dieser Projekte habe die Regierung rund 200 Mio. Euro für die kommenden fünf Jahre vorgesehen. In der Zwischenzeit seien drei Verträge mit international führenden Start-ups abgeschlossen worden, so Georges Schmit. Über 50 Kontakte wurden verfolgt von denen mehrere noch in Verhandlung stehen.

Spaceresources.lu ist also kein Weltraumprogramm einer Regierungsagentur, sondern eindeutig eine Wirtschaftsentwicklungsstrategie mit dem Ziel, neues Wissen und Technologien im Bereich der Weltraumerkundung in Luxemburg anzusiedeln oder bestehende Technologien weiterzuentwickeln und zu nutzen, welche auch bei der Ausarbeitung von Lösungen für terrestrische Herausforderungen eingesetzt werden können. Es gilt jetzt die breite Öffentlichkeit und insbesondere die Jugend zum Thema Weltraum und dessen Ressourcen aufzuklären und zu begeistern.

Luxemburg werde am 30. Juni dieses Jahres Mittelpunkt des „Asteroid Day“ der Vereinten Nationen sein. Das „Asteroid Day Live from Luxembourg“ Event werde 24 Stunden von Luxemburg aus in über 100 Länder per Satellit übertragen. Wissenschaftler, Astronauten, Unternehmer, Politiker Erzieher, Studenten und Jugendliche werden sich 24 Stunden lang zum Thema Asteroiden und deren vielfältigen Eigenschaften unterhalten und voneinander lernen. Die internationalen Organisatoren werden mittels einer eigens dazu gegründeten Stiftung mit Sitz in Luxemburg ihr Engagement bekräftigen.

Luxemburg wolle auf internationalem Parkett tätig werden und sich dafür einsetzen, dass im internationalen Dialog eine gemeinsame und einvernehmliche Auslegung des internationalen Rechts zum Schutz der Weltraumressourcen und zur Vorgehensweise bei der Vergebung von Erschliessungsrechten erarbeitet wird, welche die Prinzipien des geltenden internationalen Rechts und den Aspirationen anderer interessierter Nationen gerecht werde, meinte George Schmit. Luxemburg wolle so an der weiteren Ausdehnung der wirtschaftlichen Sphäre des Weltraumes teilnehmen. Die luxemburgische Regierung habe es deutlich gemacht, dass diese Initiative Ausdruck einer wirtschaftspolitischen Strategie sei, die auf die wissensgestützte Erschliessung von zukünftigen Mehrwerten und neuen Märkten hinausziele.

„Es bleibt, dass die Umsetzung der neuen Vision und Strategie nur langfristig, wenn überhaupt, und nur mit erheblichen Mitteln zu bewältigen ist um zum Erfolg zu führen. Kurz- und mittelfristig muss die Strategieumsetzung darauf ausgelegt sein, dass Luxemburg und seine Unternehmen an die dazu notwendigen Technologien Anschluss finden und sie zur Lösung alltäglicher oder fundamentaler terrestrischer Herausforderungen einsetzen. Wenn das gelingt, war die Strategie SpaceResources.lu auch für die heutigen Generationen ein Erfolg und ihre Investitionen gerechtfertigt“, schlussfolgerte George Schmit.